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1. Bericht vom 11.04.2022

Vor einem Monat, am 9. März 2022, haben sich rund 30 Initia­ti­ven, Stif­tun­gen, Erin­ne­rungs­or­te und Gedenk­stät­ten aus Deutsch­land zusam­men­ge­schlos­sen, um den Über­le­ben­den der NS-Ver­fol­gung, ihren Ange­hö­ri­gen sowie Fach­kol­le­gin­nen und Kooperationspartner*innen aus der Ukrai­ne zu hel­fen.
Dank der Hilfs­be­reit­schaft vie­ler Spender*innen wur­den in den ver­gan­ge­nen drei Wochen rund 30.000 EUR an zahl­rei­che Men­schen in der Ukrai­ne und auf der Flucht aus­ge­zahlt. In die­sen ers­ten drei Wochen war es uns wich­tig, mög­lichst vie­le Men­schen zu errei­chen und ihnen zu zei­gen, dass sie in die­ser Situa­ti­on nicht allei­ne gelas­sen werden.

Vie­le Ange­hö­ri­ge von Über­le­ben­den haben in der Ver­gan­gen­heit die Orte der Lei­dens­ge­schich­te ihrer Väter, Müt­ter, Groß­vä­ter oder Groß­müt­ter mit ihnen gemein­sam besucht und enge Ver­bin­dun­gen zu den Gedenk­stät­ten auf­ge­baut. Der Kon­takt ist oft­mals auch nach dem Tod der Über­le­ben­den nicht abge­ris­sen und so gehö­ren sie nun auch zu den ers­ten, denen das Hilfs­netz­werk Unter­stüt­zung in Form von finan­zi­el­ler Hil­fe oder Unter­stüt­zung bei der Orga­ni­sa­ti­on der Flucht sowie der Ver­mitt­lung einer Unter­kunft anbie­ten konnte.

Oksana Gruzytska mit ihrem Vater Grigorij Brizkij
16.04.2011 Gedenk­stät­te Buchen­wald 66. Jah­res­tag. Oksa­na Gru­zyts­ka mit ihrem Vater Gri­go­rij Briz­kij (Foto: Peter Han­sen, frei­er Bildjournalist)

Die Toch­ter von Gri­go­rij Briz­kij – ein Über­le­ben­der des KZ Buchen­wald – hat mit 5 Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen zu Beginn des Krie­ges Kyjiw ver­las­sen und war nach der Ankunft in Polen völ­lig mit­tel­los. Nun hofft sie als Jour­na­lis­tin mit Pol­nisch­kennt­nis­sen in War­schau eine Arbeit zu fin­den, mit der sie ihre Fami­lie ver­sor­gen kann. 

Nach Erhalt des Gel­des schrieb uns Oksa­na Gruzytska: 

„Vie­len Dank, dass sie unse­re Fami­lie in die­ser für uns sehr schwie­ri­gen Zeit unter­stützt haben. Es war wie im Mär­chen und ich trau­te mei­nen Augen nicht! 2011 beglei­te­te ich mei­nen Vater zu einem Tref­fen ehe­ma­li­ger Häft­lin­ge von Buchen­wald. Mein Vater träum­te sein gan­zes Leben davon, noch ein­mal dort­hin zu gehen, und ich bin froh, dass ich ihm dabei hel­fen konn­te, dies zu ver­wirk­li­chen. Mit 89 Jah­ren konn­te er kaum noch lau­fen und die Mit­ar­bei­ter der Gedenk­stät­te orga­ni­sier­ten ihm nicht nur einen Roll­stuhl, son­dern auch ein sepa­ra­tes Auto, als er bei einem Aus­flug in der Erfur­ter Innen­stadt müde wur­de. […] Als mein Vater mir sei­ne Geschich­te erzähl­te, was er wäh­rend des Krie­ges erlebt hat, hör­te ich ihm zu, fühl­te mit, nahm aber alles aus der Fer­ne wahr. Ich war mir sicher, dass dies in unse­rem Jahr­hun­dert nicht mehr pas­sie­ren kann, weil die Welt klü­ger gewor­den ist. Ich dach­te nicht, dass die Zeit kom­men wird, in der ich mei­ne Hei­mat ver­las­sen und vor dem Krieg davon­lau­fen müss­te. Vie­len Dank an alle, die uns unter­stützt haben, für Ihre Freund­lich­keit und Mitgefühl!!!“

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