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Kiste mit geretteten Gegenständen eines Museums

„Denn als der mas­si­ve Beschuss begann, haben die Men­schen alles zurück­ge­las­sen und nur die wich­tigs­ten Doku­men­te und das Nötigs­te mit­ge­nom­men. Natür­lich dach­te nie­mand an Fami­li­en­ar­chi­ve, an eine Geschich­te oder ähnliches.“

Ser­giy Zvil­in­s­kiy arbei­tet in der Regi­on Sapo­rischschja, die vor allem immer wie­der wegen des umkämpf­ten Atom­kraft­werks in den Nach­rich­ten ist. Er ist His­to­ri­ker und arbei­tet wäh­rend des Krie­ges für die Cari­tas Sapo­rischschja. Außer­dem ist er Lei­ter von zwei NGOs, in der sich Forscher:innen und Frei­wil­li­ge mit der Geschich­te und dem kul­tu­rel­len Erbe der Regi­on beschäf­ti­gen. Ser­giy Zvil­in­s­kiy besucht Über­le­ben­de der NS-Ver­fol­gung, führt Inter­views mit Ihnen, doku­men­tiert und bewahrt ihre Erin­ne­run­gen. Durch den rus­si­schen Angriffs­krieg ist die Ret­tung und Siche­rung der Bestän­de aus Muse­en und Kul­tur­ein­rich­tun­gen oder Fami­li­en­ar­chi­ven eine beson­ders rele­van­te Auf­ga­be gewor­den. Dafür sind Ser­giy und sei­ne Kolleg:innen so viel wie mög­lich in der Regi­on unter­wegs. Das Hilfs­netz­werk unter­stütz­te dabei mit einer Power­sta­ti­on, so dass sie ihre wich­ti­ge Arbeit fort­set­zen kön­nen. Wei­te­re Spenden wer­den benö­tigt, etwa um die Kos­ten für das Ben­zin für die manch­mal über 200km lan­gen Fahr­ten decken zu können.

„Wir haben die­se münd­li­chen Erin­ne­run­gen auf­ge­zeich­net. Jetzt sind all die­se Dör­fer besetzt und all die­se Kul­tur- und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen sind zer­stört. In der Beset­zung, im Feu­er. Das heißt, dort ist kaum etwas erhal­ten geblie­ben, aber glück­li­cher­wei­se ist es uns in den meis­ten die­ser Dör­fer gelun­gen, all die­se Mate­ria­li­en zu scan­nen, zu kopie­ren und zu ver­viel­fäl­ti­gen. Daher ist die Fort­set­zung die­ser Arbei­ten jetzt die drin­gends­te Auf­ga­be. Sie wird auch in Zukunft rele­vant sein, und sie war es auch in der Ver­gan­gen­heit. Aber jetzt ist sie dop­pelt, drei­fach, zehn­fach rele­van­ter als sie es vor­her war. Wir sind so viel wie mög­lich gereist und haben ver­sucht, an den Wochen­en­den irgend­wie Zeit zu fin­den, um in die­se Dör­fer zu kom­men. Denn dies ist eine gro­ße Auf­ga­be für die Zukunft, um unse­re Geschich­te zu bewah­ren.“

Ser­giy ist der Vor­sit­zen­der der Wis­sen­schaft­li­che Gesell­schaft von Sapo­rischschja, ernannt nach Jakob Nowi­cki und sei­ner Nie­der­las­sung in Gulia­j­pol sowie Lei­ter der Grup­pe „Gulia­j­pol Anti­qui­tä­ten“ in der sich For­scher und Frei­wil­li­ge mit dem kul­tu­rel­len Erbe der Regi­on beschäftigen.

Das Hilfs­netz­werk hat bis­lang mit 208.200 Euro Spen­den­gel­dern in 1378 Fäl­len Men­schen in Not­la­gen unter­stützt, davon 878 mal Über­le­ben­de der NS-Ver­fol­gung. Das Hilfs­netz­werk unter­stützt eben­falls Fachkolleg:innen in der Ukrai­ne, zuletzt mit über 50 Power­sta­ti­ons.

Fotos: Ser­giy Zvil­in­s­kiy / Ser­hii B.

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