5. Bericht vom 16.5.2022
In dieser Woche hat das „Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine“ mit 4800 Euro weitere Überlebende, Angehörige und Kolleg*innen in Not erreicht. Seit Gründung hat das Hilfsnetzwerk 66.800 Euro Spendengelder an zahlreiche Menschen in der Ukraine und auf der Flucht ausgezahlt. Doch in einigen Fällen braucht es andere Formen der Unterstützung als Geld. Für einige Familien suchen wir derzeit dringend altersgerechte Wohnmöglichkeiten in ganz Deutschland. Die Gemeinschaftsunterkünfte eigenen sich selten für Menschen, die es schwer haben Treppen zu steigen und bei den alltäglichen Abläufen auf Hilfe angewiesen sind. So sehen wir für Überlebende die beste Möglichkeit in Deutschland unterzukommen darin, das s sie mit Angehörigen gemeinsam in einer Wohnung wohnen und dort in Ruhe im Kreise ihrer Familie versorgt werden können. Dies zu ermöglichen ist eine schwierige Aufgabe, bei der wir auf alle Kontakte des Hilfsnetzwerkes angewiesen sind.

4. Bericht vom 6.05.2022
Seit drei Monaten gibt es das „Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine“. In diesem Zeitraum konnten wir 300 Menschen auf unterschiedliche Weise mit bislang 62.000 Euro aus Spendengeldern helfen. Auch in dieser Woche konnte das Hilfsnetzwerk weitere 40 Menschen in der Ukraine und einige wenige auch auf der Flucht finanziell unterstützen, wie zum Beispiel Boris Babchinskij und seiner Familie. Boris Babchinskij war zehn Jahre alt, als die Sowjetunion angegriffen wurde. Er erlebte den Krieg im Dorf Perejma im Gebiet Odessa. Da er in der Schule Deutsch gelernt hat, konnte er die deutschen Besatzer verstehen. Er sammelte Informationen und gab sie an die Partisanen weiter, wofür er brutale Prügelstrafen bekam. Seine Frau Alla Bachinskaja wurde 1933 geboren und erlebte den Krieg als Kind in der Stadt Kadijiwka im Gebiet Luhansk. Die deutschen Besatzer haben damals das Haus der Familie geplündert und sie zur Zwangsarbeit vor Ort gezwungen.Um vielen weiteren Menschen helfen zu können, benötigen wir deine Spende!

3. Bericht vom 29.04.2022
Seit der Gründung des Netzwerks vor zwei Monaten konnten wir rund 55.000 EUR zur Unterstützung von Überlebenden der NS-Verfolgung, ihren Angehörigen und unseren Kolleg*innen einsetzen. Der Bedarf lässt jedoch nicht nach und es erreichen uns immer mehr Anfragen. Wir sind froh, dass wir sehr engagierte Partner*innen in der Ukraine haben, die sich trotz schwieriger Umstände für die Überlebenden einsetzen.Sie rufen die Überlebenden an und suchen nach weiteren, die bisher noch keine Hilfe erreicht hat. Sie kaufen ein und versenden Pakete. Dank ihres Engagements kommen unsere Hilfeleistungen direkt und in ganz konkreten Formen bei den Menschen an:Zum einen werden die Überlebenden finanziell durch Geldzahlungen unterstützt, damit sie sich weiterhin mit dem Wichtigsten versorgen können. Die Preise für Medikamente sind stark angestiegen und auch die Produkte für den alltäglichen Bedarf sind teurer geworden. Zum anderen benötigen einige auch direkt lebensnotwendige Medikamente, Hygieneartikel und Nahrungsmittel, die sie selbst nicht mehr kaufen können oder zu denen der Zugang immer schwerer wird. Also werden diese Dinge von unseren Partner*innen eingekauft und über Freiwillige oder per Post zu den Menschen gebracht.


2. Bericht vom 22.04.2022
Das Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine ist auf 47 Vereine, Stiftungen, Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Deutschland und Österreich angewachsen, die sich mit den Verbrechen der NS-Zeit auseinandersetzen. Dank der Hilfsbereitschaft vieler Spender*innen konnten in den vergangenen Wochen rund 46.000 Euro an zahlreiche Menschen in der Ukraine und auf der Flucht ausgezahlt werden. Unser Hauptaugenmerk lag dabei auf der Hilfe der Überlebenden der NS-Verfolgung und ihren Familien.
Die erste finanzielle Soforthilfe ging an die Überlebende Raisa Nabaranchuk. Sie konnte von Kyiw nach Freiburg evakuiert werden. Viele Organisationen haben dabei geholfen: die Roma-Jugendorganisation АРКА − Агенція адвокації ромської культури (besonderer Dank geht an Natali, Tetiana und Vova), Dikh He Na Bister — Roma Genocide Remembrance von ternYpe — International Roma Youth Network, Ethnographisches Museum in Tarnów, RomaBüro Freiburg im Breisgau, das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Nach ihrer Ankunft war sie die erste, die vom Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine sofort finanzielle Unterstützung erhielt.
Die ukrainische Dichterin mit Roma-Herkunft wurde 1943 geboren. Ihre Mutter und ihr älterer Bruder überlebten das Massaker von Babij Jar. Ihr Vater kämpfte in der Roten Armee. Etwa 20.000 bis 72.000 Roma fielen zwischen 1941 und 1945 innerhalb der Grenzen der heutigen Ukraine dem von den Nazis und ihren Kollaborateuren verübten Völkermord zum Opfer. In den letzten Jahren hat sich Raisa Nabaranchuk aktiv für das Gedenken an den Völkermord an den Roma in der Ukraine eingesetzt.
1. Bericht vom 11.4.2022
Vor einem Monat, am 9. März 2022, haben sich rund 30 Initiativen, Stiftungen, Erinnerungsorte und Gedenkstätten aus Deutschland zusammengeschlossen, um den Überlebenden der NS-Verfolgung, ihren Angehörigen sowie Fachkolleginnen und Kooperationspartner*innen aus der Ukraine zu helfen.
Dank der Hilfsbereitschaft vieler Spender*innen wurden in den vergangenen drei Wochen rund 30.000 EUR an zahlreiche Menschen in der Ukraine und auf der Flucht ausgezahlt. In diesen ersten drei Wochen war es uns wichtig, möglichst viele Menschen zu erreichen und ihnen zu zeigen, dass sie in dieser Situation nicht alleine gelassen werden.
Viele Angehörige von Überlebenden haben in der Vergangenheit die Orte der Leidensgeschichte ihrer Väter, Mütter, Großväter oder Großmütter mit ihnen gemeinsam besucht und enge Verbindungen zu den Gedenkstätten aufgebaut. Der Kontakt ist oftmals auch nach dem Tod der Überlebenden nicht abgerissen und so gehören sie nun auch zu den ersten, denen das Hilfsnetzwerk Unterstützung in Form von finanzieller Hilfe oder Unterstützung bei der Organisation der Flucht sowie der Vermittlung einer Unterkunft anbieten konnte.
Die Tochter von Grigorij Brizkij – ein Überlebender des KZ Buchenwald – hat mit 5 Familienangehörigen zu Beginn des Krieges Kiew verlassen und war nach der Ankunft in Polen völlig mittellos. Nun hofft sie als Journalistin mit Polnischkenntnissen in Warschau eine Arbeit zu finden, mit der sie ihre Familie versorgen kann. Nach Erhalt des Geldes schrieb uns Oksana Gruzytska:
„Vielen Dank, dass sie unsere Familie in dieser für uns sehr schwierigen Zeit unterstützt haben. Es war wie im Märchen und ich traute meinen Augen nicht! 2011 begleitete ich meinen Vater zu einem Treffen ehemaliger Häftlinge von Buchenwald. Mein Vater träumte sein ganzes Leben davon, noch einmal dorthin zu gehen, und ich bin froh, dass ich ihm dabei helfen konnte, dies zu verwirklichen. Mit 89 Jahren konnte er kaum noch laufen und die Mitarbeiter der Gedenkstätte organisierten ihm nicht nur einen Rollstuhl, sondern auch ein separates Auto, als er bei einem Ausflug in der Erfurter Innenstadt müde wurde. […] Als mein Vater mir seine Geschichte erzählte, was er während des Krieges erlebt hat, hörte ich ihm zu, fühlte mit, nahm aber alles aus der Ferne wahr. Ich war mir sicher, dass dies in unserem Jahrhundert nicht mehr passieren kann, weil die Welt klüger geworden ist. Ich dachte nicht, dass die Zeit kommen wird, in der ich meine Heimat verlassen und vor dem Krieg davonlaufen müsste.Vielen Dank an alle, die uns unterstützt haben, für Ihre Freundlichkeit und Mitgefühl!!!“

Oksana Gruzytska mit ihrem Vater Grigorij Brizkij (im Rollstuhl)
Foto: Peter Hansen (Weimar)