„Seit fast zwei Jahren gibt es keinen ruhigen Himmel mehr über unseren Köpfen.“
Olena Pavlenko leistet für das Hilfsnetzwerk humanitäre Hilfe für 30 NS-Überlebende in Tschernihiw. Seit Beginn des vollumfänglichen Krieges engagiert sie sich als Freiwillige in ihrer Nachbarschaft. Wir haben das Interview mit ihr im Dezember 2023 geführt.
Wie ist die Situation vor Ort zurzeit? Welche Vorbereitungen für den Winter habt ihr getroffen, um die NS-Überlebenden zu unterstützen?
Unsere Region Tschernihiw leidet unter dem russischen Beschuss. In Tschernihiw selbst sind mehrmals am Tag Luftangriffe zu hören. Dank des Hilfsnetzwerks konnten wir im November mehrere NS-Überlebende mit warmen Decken, Powerbanks, LED-Lampen und Thermoskannen versorgen. Die Menschen, die wir unterstützen, sind von Armut betroffen, so dass dies eine große Hilfe für sie ist.
Welche Herausforderungen bringt der Winter aktuell?
Die Heizsaison hat hier im November begonnen, Wir hatten bereits Heizungsausfälle aufgrund des Strommangels. Sie dauerten 6–8 Stunden. Die Situation ist in den einzelnen Stadtteilen allerdings unterschiedlich. Auch beim Trinkwasser gibt es regelmäßig Notabschaltungen. Dann funktionieren die Pumpen nicht und es gibt kein Wasser in den Häusern.
“Die Sicherheit der NS-Überlebenden ist ein großes Thema.”
Wie geht es den NS-Überlebenden mit denen du in Kontakt stehst?
Seit fast zwei Jahren gibt es keinen ruhigen Himmel mehr über unseren Köpfen. Mehrmals am Tag gibt es Luftangriffe, die zwischen 30 Minuten und 4–6 Stunden dauern. Für ältere Menschen ist es schwierig, aus den oberen Stockwerken hinunterzukommen. Früher wurden die Aufzüge zu dieser Zeit abgeschaltet. Wir haben Menschen, die bettlägerig sind. Ihre Sicherheit ist also ein großes Thema.
Mit welchen Herausforderungen seid ihr persönlich konfrontiert, wenn es um die Unterstützung von NS-Überlebenden geht?
Die Geschäfte sind während Luftangriffen geschlossen, was die Besorgung von z.B. Lebensmitteln für die NS-Überlebenden zu einer Herausforderung macht. In dieser Situation müssen wir in kurzer Zeit das Nötigste besorgen, und das Angebot ist stark geschrumpft. Wir können für maximal vier Personen gleichzeitig einkaufen, da bestimmte Produkte nicht mehr verfügbar sind. Aber trotz aller Schwierigkeiten haben wir es geschafft, die NS-Überlebenden zu unterstützen – auch dank der Spenden aus Deutschland und dafür möchten wir uns bedanken!
Unsere Hilfe in Zahlen
Wir haben bislang mit über 636.000 Euro Spendengeldern und Drittmitteln in 4252 Fällen Überlebende der NS-Verfolgung über finanzielle Soforthilfen sowie mit dringend benötigten Hilfsgütern erreicht. 803 Mal konnten wir Angehörige und Fachkolleg:innen unterstützen.